Textilien und Neuro vertragen sich nicht immer. In Synthetiksocken schwitzen die Füße, und auch die neue Sporthose juckt, so dass man – im wahrsten Sinne des Wortes – am liebsten aus der Haut fahren könnte.
Hautfreundliche Kleidung
Für Dich mit Deiner Neuro ist es besonders wichtig, hautfreundliche Kleidung zu tragen. Durch die Neurodermitis ist Deine Haut sehr sensibel, extrem trocken, und sie juckt und spannt und neigt zu entzündlichen Ekzemen.
Die Barriere Deiner Haut, die normalerweise regelt, welche Stoffe abgegeben werden nach außen und welche von außen eindringen dürfen, ist bei Neuro gestört. Das macht Deine Haut besonders empfindlich für jegliche mechanische und chemische Reizungen: nicht nur zu viel Wasser und Seife, Kälte oder trockene Heizungsluft reizen Deine Haut, auch grobe und rauhe Stoffe. Starkes Schwitzen unter der Kleidung verschlimmert den Juckreiz noch, wie Du weißt z.B. nach dem Sport.
Deine Kleidung ist der Umweltfaktor mit dem engsten Kontakt zu deiner Haut. DermatologInnen empfehlen daher, Kleidung und Wäsche auf die besonderen Bedürfnisse Deiner neurodermitiskranken Haut abzustimmen und nur solche Textilien auszuwählen, in denen Du Dich mit Deiner Haut subjektiv wohlfühlen kannst.
Welche Textilien Du verträgst, ist von verschiedenen Überlegungen abhängig. Die richtige Kleidung und Wäsche kann nicht nur Beschwerden vorbeugen, sondern darüber hinaus auch die Therapie der Neurodermitis optimal unterstützen.
Neurodermitis-Overalls
Bei Deinen kleinen Geschwistern haben sich beispielsweise Neurodermitis-Overalls aus Baumwolle bewährt, die einen Schutz vor nächtlichen Kratz-Attacken bieten und gleichzeitig die Wirksamkeit aufgetragener Cremes etc. erhöhen.
Mikrofasern mit einer Silberbeschichtung
Als spezielle Hilfsmittel zur Unterstützung der Neurodermitis-Therapie wurden Mikrofasern mit einer Silberbeschichtung entwickelt, die antibakteriell gegen den Provokationsfaktor Staphylokokken wirken. Das sind Bakterien auf der Haut.
Heute erkennt man zunehmend die Bedeutung dieser Bakterien als Trigger der Neurodermitis. Neurodermitiskranke Haut ist auffällig oft mit Staphylococcus aureus besiedelt. Das Bakterium sondert sogenannte Superantigene ab, die die entzündlichen Prozesse noch verschlimmern.
Antibakteriell ausgerüstete Textilien
"Antibakteriell ausgerüstete Textilien“ können bei Neuro im Hautschub die dermatologische Therapie hervorragend ergänzen. Solche silberbeschichteten Textilien bieten einen hohen Tragekomfort, können den Hautbefund deutlich verbessern und den Juckreiz lindern.
Kleidung und Bettwäsche aus silberbeschichteter Mikrofaser ist in allen Größen erhältlich; für herausfordernde Körperregionen gibt es Accessoires wie Halskrausen, Stulpen oder separate Handschuhe und Füßlinge. Manche Krankenkassen übernehmen bereits die Kosten, wenn ein entsprechender Antrag gestellt wird. Musst mal mit Deinen Eltern darüber sprechen.
Als besonders angenehm empfinden viele Menschen mit Neurodermitis auch Seide, die nicht kratzt, sehr geschmeidig ist und wärmeausgleichend wirkt. Spezialtextilien sind ebenfalls mit einer antimikrobiellen Ausrüstung erhältlich.
Woran erkennst Du wertvolle Kleidung?
Woran erkennst Du wertvolle Kleidung, die menschen-, haut- und umweltfreundlich ist?
Diese Kleidung hat die Nischen verlassen und findet sich immer mehr auch bei H&M oder Zara. Doch sind die Kleidungsstücke auch für Neurodermitiker geeignet? Durch den Dschungel aller Labels schauen selbst Profis kaum noch durch. Es gibt unabhängige Zertifikate und firmeneigene, die nicht immer sofort erkennbar sind (siehe dazu Tabelle »Unabhängige Label« am Schluss).
Die meisten Labels orientieren sich (nur) an den gesetzlichen Grenzwerten, die für Allergiker nur bedingt aussagekräftig sind. Neben unabhängigen Zertifikaten gibt es immer mehr Herstellerlabels, die meist auf ökologische Erzeugung setzen.
Eine Ausnahme ist das Siegel »Hautfreundlich, weil schadstoffgeprüft« vom Otto Versand. Bereits seit 1995 sind die Kleidungsstücke entsprechend markiert. Die Grenzwerte gehen teilweise über gesetzliche Grenzwerte hinaus. Textilien mit dem »Hautfreundlich, weil schadstoffgeprüft«-Siegel dürfen nicht mit Bioziden belastet oder mit Flammschutzmitteln ausgerüstet sein. Noch weiter geht das Siegel »PURE WEAR« vom Otto Versand. Unabhängige Labore überprüfen, dass die Baumwolle besonders schadstoffarm ist.
Die hierbei zugrunde gelegten Grenzwerte gelten sonst nur für den sensiblen Bereich der Babybekleidung. Eine Übersicht über alle gängigen Zertifikate gibt: www.label-online.de von der Verbraucherinitiative. Einzeln getestete Kleidungsstücke sind bei ÖKO-Test und Stiftung Warentest zu finden.
Der Hautarzt rät
Diese Tipps kommen von Herrn Dr. med. Hansjörg Cremer, einem Kinderarzt
- • Kleidung vor dem ersten Tragen waschen
- • Angenehm sind glatte, geschmeidige Stoffe aus Baumwolle, Seide oder Mikrofaser; Wolle wird meist nicht vertragen
- • Luftige, atmungsaktive Textilien bevorzugen, die gut Schweiß aufnehmen und nach außen abgeben können
- • Etiketten heraustrennen
- • Bei entsprechenden Allergien sind bestimmte Farbstoffe und Accessoires aus Nickel tabu
Tipps
Tipps aus dem Mitgliedermagazin vom Deutschen Neurodermitis Bund e.V. hautfreund 2-2000, Kinderseite: „Neuroderminchen“
- Lasse nur ungefärbte, schonend gebleichte und kochbare Kleidung auf Deine Haut.
- Baumwolle oder Leinen sind dafür prima Materialien.
- Am besten ist luftige Kleidung. Da musst Du nicht so schwitzten, und Deine Haut juckt nicht so.
- Trocknen im Wäschetrockner ist Ansichtssache. Eigentlich ist die Wäsche dann geschmeidiger als luftgetrocknete „Bretter“.
- Auch solltest Du Deine Wäsche eher nicht im Freien trocknen, da sich so Allergene aus Flora und Fauna unbemerkt auf die Kleidung setzen können.
- Bügeln macht Wäsche in der Regel auch hautverträglicher.
- Wenn Du bei Deinen Unterhemden oder bei Deiner Nachtwäsche rauhe Nähte findest oder Nähte, die mit einem Synthetikgarn genäht wurden, drehe einfach die Hemden „auf links“, so dass Du keine Nähte auf der Haut spürst.
Hier kanst Du mal online klicken
Medizintextilien der Zukunft entwickeln und testen die Hohensteiner Institute in Bönnigheim. Das internationale Textilforschungszentrum arbeitet beispielsweise an »intelligenten« Funktionsfasern, die Medikamente oder Pflegesubstanzen speichern und kontrolliert an kranke Haut abgeben können. Dies könnte auch für die Neurodermitis ein interessantes Therapieprinzip werden. Weitere Infos unter: www.hohenstein.de
Umweltverträgliche Kleidung: – Leitfaden Öko-Textillabel –
Neu überarbeiteter Leitfaden über ökologische Textillabel. Dieser Label-Leitfaden bietet von der Naturtextilbranche eine transparente und umfassende Übersicht. Für weitere Informationen zum Leitfaden sowie für die Bestellung: Katharina Schaus, dialog@itfits.de
Interessante Links:
Textil-Fibel von www.greenpeace.de
www.label-online.de
www.otto.com