Du solltes dieses Kapitel zusammen mit Deinen Eltern einmal duchgehen. Ihr könnt dann je nachdem wie gefährdet Du bist, entsprechende Vorsichtsmaßnahmen treffen. Eins musst Du wissen: Hier geht es um sehr gefährliche Situationen. Da gilt es, vorher Bescheid zu wissen.

Und in jedem Fall, lieber einmal mehr den Notruf 112 wählen als einmal zu wenig oder zu spät.

Bei einem Notfall muss alles sehr schnell gehen!

Juckreiz

Go

  1. Bei akuten Juckreizattacken die Haut mit sofort wirksamen, juckreizstillenden Präparaten eincremen. Wird die Creme im Kühlschrank aufbewahrt, hat sie zudem einen angenehm kühlenden Effekt.
  2. Ein kühler Waschlappen oder das kurzzeitige Anlegen von feuchten Umschlägen, beispielsweise mit schwarzem Tee, mildert ebenfalls den Juckreiz.
  3. Die Haut sanft reiben, klopfen oder massieren.
  4. Den Kratzreflex „umleiten“ und ein Kissen oder die Bettdecke statt der Haut kratzen.
  5. Eine kreative Beschäftigung für die Hände kann vom Kratzen ablenken.
  6. Entspannungsübungen können helfen, das akute Kratzbedürfnis abzubauen.
  7. In der Apotheke gibt’s u.a. Akut Juck Reiz Spray, Sprayen ist natürlich auch irgendwie spannend.

No Go

  • Alkoholumschläge oder Eispackungen bringen nur kurzfristig Linderung, schädigen aber die Haut und fördern dadurch letztlich den Juckreiz.
  • Nicht mit Messern oder anderen, evtl. scharfkantigen, Hilfsmitteln kratzen.

Allergie-Schock

Ein Allergie-Schock kann jeden treffen. Denn die Betroffenen zeigen zuvor oft keine Anzeichen einer Allergie. Deshalb ist die Aufklärung über diese medizinische Notfallsituation für Dich besonders wichtig. Besonders Personen mit bekanntem Anaphylaxie-Risiko sollten unbedingt geschult werden.

Die Arbeitsgemeinschaft Anaphylaxie Training und Edukation (AGATE) www.anaphylaxieschulung.de bietet ein bundesweites, standardisiertes und evaluiertes Trainingsprogramm zum Thema Anaphylaxie an. In den Kursen der AGATE vermitteln Ärzte, Psychologen und Ernährungsberater Dir und Deinen Eltern an zwei Abenden (zu je drei Zeitstunden) Hintergrundwissen zu Anaphylaxie, Strategien zur Allergenvermeidung und praktische Maßnahmen des Notfallmanagements.

Schulungszentren gibt es bereits in Berlin, Köln, München, Wiesbaden, Freiburg, Tübingen, Bonn, Aachen und Osnabrück. Aktuelle Programme und Termine können in den jeweiligen Zentren angefragt werden.

Häufigster Auslöser einer Anaphylaxie bei Kindern und Jugendlichen sind Nahrungsmittel, wobei insbesondere Erdnüsse oder Nüsse mit Vorsicht zu genießen sind. Untersuchungen aus dem deutschsprachigen Anaphylaxie-Register zeigen, dass diese die Ursache von etwa zwei Drittel aller Anaphylaxie-Fälle sind. „Jedes zehnte Kind in Deutschland reagiert im Allergietest positiv auf Erdnuss“, berichtet der Kölner Kinder- und Jugendarzt Dr. Ernst Rietschel von der Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin (GPA). „Eine Nussallergie ist sehr gefährlich, weil bereits Allergen-Mengen von weniger als ein Gramm fatale allergische Reaktionen auslösen können“, so Dr. Rietschel weiter.

Wie wichtig die Schulung der betroffenen Patienten und Eltern von Anaphylaxie gefährdeten Kindern ist, unterstreicht der Umstand, dass Allergieschocks innerhalb von Minuten tödlich verlaufen können. So vergehen bei Nahrungsmittel-Allergikern zwischen dem Essen des Auslösers und einem anaphylaktischen Schock etwa 30 Minuten.

Bei Insektengift treten erste Beschwerden durchschnittlich schon nach etwa 12 Minuten auf und bei Allergien auf Medikamente können anaphylaktische Symptome bereits nach 5 Minuten auftreten.

„Das Krankheitsbild Anaphylaxie wird deutlich unterschätzt“, warnt auch der Hamburger Kinder- und Jugendarzt Dr. Hagen Ott von der GPA. „Einer von 100 Menschen erleidet mindestens einmal in seinem Leben einen allergischen Schock. Das Risiko ist viel höher, als es den Betroffenen meist bewusst ist. Gefährdete Personen sollten deshalb ständig Notfallmedikamente bei sich tragen und darin geschult sein, diese richtig anzuwenden“.

Außerdem rät Dr. Ott bei den ersten Alarmzeichen unverzüglich einen Notarzt anzufordern. „Der Verlauf einer Anaphylaxie lässt sich nur schwer vorhersagen. Auch anfänglich leichte anaphylaktische Reaktionen können innerhalb von Minuten lebensbedrohlich werden“.

Für den Fall, dass kein Arzt sofort greifbar ist, gibt es inzwischen sogenannte Adrenalin-Autoinjektoren (auch Notfall-Pens genannt), die mit Adrenalin gefüllt sind. Diese Selbsthilfe-Pens können sich Risiko-Patienten und Eltern von Anaphylaxie gefährdeten Kindern vom Arzt verschreiben lassen. Sie dienen als Sofort-Maßnahme, wenn eine anaphylaktische Reaktion droht.

„Aber auch hier ist eine breite Aufklärung und Schulung wichtig. Die meisten Betroffenen wissen oft gar nicht, dass sie sich diesen Pen verschreiben lassen können. Darüber hinaus herrscht bei den Patienten oft eine große Unsicherheit, wie dieser einzusetzen ist. Aus Angst ihn falsch einzusetzen oder auch aus Angst vor dem Pikser, kommen die Pens teilweise so auch gar nicht zum Einsatz“, betont Dr. Rietschel die Notwendigkeit von Schulungen und wünscht sich, dass, nachdem Jahre darauf hingearbeitet wurde flächendeckend Schulungen anzubieten, diese jetzt auch zahlreich genutzt werden und das Netz an Schulungsorten noch deutlich weiter ausgebaut wird.

Medizinische Quellen: Ring J et al: Akuttherapie anaphylaktischer Reaktionen. Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI), des Ärzteverbandes Deutscher Allergologen (ÄDA), der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin (GPA) und der Deutschen Akademie für Allergologie und Umweltmedizin (DAAU). Allergo J 2007;16:420-434

Wundheilung

Wundenlecken fördert die Heilung

Wunden im Mund schließen sich viel besser als an der Haut. Histatin scheint die Komponente im Speichel zu sein, die für die beschleunigte Wundheilung verantwortlich ist. Diese Entdeckung könnte die Basis für neue Wirkstoffe zur Wundbehandlung bilden, hoffen Forscher.

Niederländische Wissenschaftler untersuchten anhand von Zellkulturen aus der Wangenschleimhaut, warum Wunden im Mund schneller heilen. Sie fügten dem Zellrasen "Verletzungen" zu, indem sie Teile wegkratzten und "behandelten" diese anschließend entweder mit einer isotonischen Nährlösung oder mit einem Medium, das Speichel enthielt. Nach 16 Stunden hatte sich unter Speichelzusatz die "Wunde" nahezu vollständig geschlossen, während in den Kontrollkulturen noch deutliche Lücken erkennbar waren.

Anschließend prüften die Forscher in ihrem Wundmodell Komponenten des Speichels auf die Fähigkeit, den Wundverschluss zu beschleunigen.
Schließlich zeigte das Protein Histatin die gesuchte heilende Wirkung. Histatin besitzt nicht nur bereits bekannte keimabtötende Eigenschaften, sondern scheint darüber hinaus Schleimhautzellen zu stimulieren, in Wunden einzuwandern.
Diese Forschungsergebnisse könnten erklären, warum viele Tiere instinktiv ihre Wunden lecken und warum Verletzungen an der menschlichen Mundschleimhaut besser heilen als an der Hautoberfläche.

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