Wenn Du in die Schule gehst, gibt es verschiedene Situationen, in denen Du mit Deiner Neuro etwas aufpassen musst. Deine Haut reagiert da eben einfach etwas anders als die Haut Deiner hautgesunden Kumpels oder Mitschülerinnen.
Aber wer weiß, die haben evtl. eben andere Macken, die Du nicht hast, auch wenn Du diese mit dem bloßen Auge nicht erkennen kannst.
Deine Mitschüler
Für Deine Mitschüler sieht Deine Haut ein bißchen anders aus. Weil Deine Haut nicht so gut die Feuchtigkeit halten kann, trocknet sie leicht aus und sieht so ein bißchen aus wie eine Elefantenhaut oder ein trockener Wüstensandboden in Afrika.
Um die Trockenheit auszugleichen, cremst Du Dich ja auch immer gut ein, am besten mind. zweimal täglich. Das ist wichtig, denn wenn Deine Haut wie der Wüstensandboden aussieht, so ein bißchen spröde und rissig, dann kann da Staub rein kommen und dann fängt das an zu jucken. Kennst ja das Theater.
Manche denken auch bei einem Hautproblem, dass das ansteckend ist. Keine Angst, Deine Neurodermitis ist nicht ansteckend.
Aus Gesprächen weißt Du bestimmt auch, dass einige in Deiner Klasse Hautprobleme haben. Etwa jeder 10. bis 20. Schulanfänger hat Neurodermitis.
Warum eigentlich ich?
Das ist schwer zu beantworten, da man noch immer nicht genau weiß, wie das entsteht. Bei deinen Eltern oder früher in der Familie kann so etwas schon mal da gewesen sein und das kann dann weiter vererbt werden.
Egal jetzt, Du hast das nun mal und einige andere auch, und Du musst Deinen Lebensstil einfach ein bißchen darauf einstellen. Wenn jemand eine Allergie hat, z.B. Heuschnupfen, dann müssen die Leute auch einiges beachten. Im Frühjahr, wenn alles grünt und blüht, dann ist das Niesen da.
Deine Neuro muss ja auch nicht immer unangenehm da sein. Wenn Du Dich immer regelmäßig schön eincremst und Deine Haut genug Feuchtigkeit gespeichert hat, merkst Du gar nicht so viel. Das heißt aber nicht, dass die Neuro weg ist. Es juckt im Moment nur nicht mehr. Eine tolle Zeit!
Wenn Dich die Neuro ärgert, dann hast Du ja vor allem Juckreiz, oft in den Beugen an Armen und Beinen und im Nacken. Das blöde Jucken lenkt Dich natürlich im Unterricht ab, und Du kannst nicht mehr gut auf den Unterricht aufpassen.
Was machen bei Juckreiz?
Das juckt, Du kratzt und alles wird irgendwie immer schlimmer. Man kann nicht einfach aufhören zu kratzen, so ist auf jeden Fall dein Gefühl, oder?!
Es wäre aber besser, wenn Du nicht kratzt, sondern nur reibst oder vielleicht mit einer weicheren Bürste da ran gehst. Kaltes Wasser ist auch gut. Nimm Dir ruhig eine Tube Creme mit, die Du gut verträgst.
Das Doofe beim Kratzen ist, dass Du deine Haut aufrauhst und Du Dir dann den Dreck unter den Fingernägeln (ein bißchen Dreck ist da immer) in die Hautrisse hineinkratzt. Das mag Deine Haut natürlich nicht und fängt noch mehr an zu jucken. Beim Bürsten und Reiben passiert das nicht so leicht.
Da gibt es auch Hilfen von Fachleuten, die dir Ablenkungsstrategien beibringen können.
Wenn Du das kannst, dann lenkst Du Dich selber von dem Juckreiz ab.
Es gibt sogenannte Neurodermitis-Schulungen, in denen Du das trainieren kannst. Vielleicht gibt es sowas in Deiner Wohnnähe. Hier kannst Du das checken: www.neurodermitisschulung.de
Schlafmangel und Lernstörungen
Du kennst ja das Theater. Nachts sind Juckreiz und Kratzzwang besonders schlimm. Deshalb kannst du manchmal nicht durchschlafen. Schlimm, wenn das sogar viele Tage hintereinander so geht. Du bist dann natürlich unausgeschlafen, reizbar, unkonzentriert und zappelst herum.
Im Unterricht fällt dir dann natürlich das Stillsitzen und Aufpassen besonders schwer. Dann musst du das mit deinen Lehrern besprechen. Du machst das ja nicht mit Absicht.
Du kannst ja auch mal mit deinen Eltern sprechen, dass du in deinem Kinderzimmer abends was dagegen tust. Z.B. sollte dein Kinderzimmer immer gut gelüftet und eher etwas kühler sein. Das vermeidet Schwitzen und dadurch Juckreiz. Es gibt auch besondere Bettwäsche, sog. Encasings. Kannst ja mal mit deinen Eltern sprechen. Wichtig ist natürlich auch, dass du dich vor dem Schlafen gehen immer gut eincremst und zur Ruhe kommst. Es gibt auch Cremes, die juckreizstillende Stoffe beinhalten und dir helfen können. Vielleicht mal nicht so lange das Handy benutzen bis dir deine Augen zufallen. Schwierig, aber hilfreich.
Leistungsstress vermeiden
Stress, auch durch Leistungsdruck, ist ein Faktor, der deine Neuro verstärken und einen Kratzreflex auslösen kann. Falls an deiner Schule Entspannungsübungen angeboten werden, wäre das natürlich gut für dich, z.B. im Rahmen der Ganztagsbetreuung.
Deine Klassengemeinschaft
Vielleicht sprichst du mit deinen ebenfalls betroffenen Mitschülern und Mitschülerinnen mal darüber, dem Lehrer vorzuschlagen, dass ihr euch alle zusammen mal über das Thema Neuro und die damit verbundenen Schwierigkeiten unterhaltet. Vielleicht auch in einem anderen Fach, wenn es um Hate Speech im Internet geht, was ja auch damit zusammenhängen kann, dass deine oberschlauen Mitschüler und Mitschülerinnen dich oder euch online anschwärzen wollen.
Die machen das eigentlich nur, weil sie die Zusammenhänge nicht richtig verstehen und von ihrer eigenen Unsicherheit ablenken wollen… Da bist du quasi der Blitzableiter, weil deine Haut eben offensichtlich anders aussieht.
Man könnte ja auch über deren Blödheit sprechen, aber besser ist, du oder ihr stellt euch als die zur Verfügung, die schlauer sind und und nicht durch Dissen anderer größer erscheinen wollen.
Fehlen wegen deiner Neuro
Falls deine Neuro mal sehr stark ist und irgendwie nicht richtig besser wird, kann auch mal ein Aufenthalt in einer Hautklinik oder einer Rehaklinik für Kinder und Jugendliche notwendig werden. Das bedeutet nicht immer völligen Unterrichtsausfall. In bestimmten Rehakliniken (wie beispielsweise in CJD Buchenhöhe bei Garmisch Partenkirchen in Bayern www.cjd-berchtesgaden.de) erhalten Neurodermitis-Kinder und Jugendliche auch während ihres mehrwöchigen Aufenthaltes Schulunterricht. Die Kliniklehrer sprechen deine Lehrer zu Hause dann wegen des Lehrstoffs an. Aber nach der Rückkehr sollten deine Lehrer Verständnis haben, wenn du trotz der Bemühungen Zeit brauchst, um den Wissensstand wieder aufzuholen.
Teilnahme am Sportunterricht
Eigentlich fördert die Teilnahme am Sportunterricht deine körperliche und soziale Gesundheit. Sehr wichtig ist jedoch, dass du dich gleich nach dem Sport mit lauwarmem Wasser kurz abduscht und dann leicht bekleidet etwas ausruhst (im Sitzen oder Liegen). Wenn du das nicht machst, kannst du nachschwitzen, was Juckreiz und die Entstehung neuer Ekzeme auslösen kann. Nimm dir die Zeit und lass dich nicht von anderen treiben. Schwimmen, besonders im gechlorten Wasser, trocknet deine Haut sehr stark aus und birgt für dich ein hohes Ansteckungsrisiko mit Hautpilzen und bakteriellen Infektionen. Wenn du gerne schwimmen gehst, solltest du dich nach dem Schwimmen gut abduschen und eincremen. Aber nicht die scharfen Desinfektionssprays gegen Fußpilz benutzen.
Falls dir das Schwimmen gar nicht gut bekommt, kann dir dein Hautarzt attestieren, dass du aus gesundheitlichen Gründen nicht am Schwimmen oder sogar generell nicht am Sportunterricht teilnehmen sollst.
Aber nutz das bitte nicht als reine Ausrede aus, denn eigentlich ist Sport und Bewegung natürlich immer gut für deinen jungen Körper.
Allergien
Allergien sind ja heute unter den Menschen ziemlich stark verbreitet. Das ist oft sehr lästig, denn du bist dadurch ziemlich genervt auf alles. Gegen Luftverschmutzungen und solche Umweltreize, die man ja nicht sieht oder riecht, kannst du schlecht was machen.
Aber du kannst unterwegs aufpassen, z.B. kein ungewaschenes Obst zu essen. Oder Nüsse können eine Allergie auslösen, z.B. in Schokolade, Kuchen usw. Nimme lieber was von Zuhause mit, was du gut verträgst.
Gut wäre es natürlich auch, wenn du dich mal checken lässt, gegen was du evtl. allergisch reagierst. Dann kannst du das gezielter vermeiden.
Das zu checken, machen Fachärzte, die Allergologen heißen. Die pieksen dir verschiedene Sachen in den Arm und markieren das dann. Danach kannst du sehen, auf was deine Haut reagiert. Das hört sich schlimmer an, als es ist. Die Piekser sind wirklich nicht schlimm. Dein Juckreiz, den du machmal hast, ist schlimmer und hat dich schon zum starken Menschen, der viel ertragen kann, gemacht. Dagegen sind die Piekser ein Lacher.
Um grundsätzlich in deiner Umwelt, z.B. zu Hause, im Verein, in der Schule in Kaufkäusern usw. Allergieauslöser vermeiden zu können, achte mal darauf, was da so alles vorhanden ist. Tiere? Pflanzen? Klimageräte? Luftbefeuchter? Künstliche Gerüche? Insekten?
Da musst du dann ruhig etwas vorsichtiger sein, oder, wenn du merkst, dass dir da was nicht bekommt, gehst du da gar nicht mehr hin. Nach Hause und zur Schule musst du natürlich. Klar.
Falls dein Piekser-Allergietest etwas angezeigt hat, solltest du das möglichst nicht so sehr an dich heranlassen.
Wenn du ein Pollenallergiker mit Heuschnupfen bist, dann kann es passieren, dass du zwischen Februar und Juni, öfter mal ausfällst. Dann müssen deine Schule, deine Eltern oder dein Lehrbetrieb einfach damit rechnen.
Bitte informiere z.B. vor Ausflügen deine Eltern, damit sie dir eventuell Medikamente mitgeben oder mit deiner Schule sprechen können, wie du da gut durch kommst.
Hausstaubmilben-Allergiker ist geholfen, wenn nicht überall im Klassenraum oder in Jugendeinrichtungen Kuschelecken mit Kissen, Polstern und Plüschtieren vorhanden sind. Die Klamotten deiner Mitschüler sollten in der Pollenzeit auch nicht immer im Klassenraum gelagert werden, da ja an den Sachen die ganzen Pollen mit in die Räume genommen werden. Du merkst das dann gleich, Kumpels ohne Allergien natürlich nicht.
Für Schimmelpilzallergiker wäre es auch günstig, wenn keine Klimaanlagen benutzt werden, da sich in den Geräten duch die Feuchtigkeit Schimmel bilden kann. Zumindest müssen die Geräte oft sorgfältig gereinigt werden.
Macht man das nicht, können auch Mitschüler, die nicht allergisch reagieren, auf Dauer durch das Einatmen dieser kleinen Teile in der Luft aus den Anlagen allergisch werden.
Du solltest dir auch angewöhnen, in dieser Pollenzeit vor dem Schlafengehen immer die Haare mit klarem Wasser zu spülen, da sich dort immer sehr viele kleine Sachen aus der Luft festsetzen, wenn du den ganzen Tag draußen warst.
Nahrungsmittelallergien können bei Klassenfahrten auftreten
Deine Eltern müssen möglichst früh darüber mit den Begleitern der Schule während der Klassenfahrt darüber reden. Die Küche, die euch später verpflegt muss das ja wissen, was ihr nicht so gut vertragt.
Es gibt immer irgendwie eine Lösung, damit du an der Fahrt teilnehmen kannst und nicht aufgrund deiner Neuro zu Hause bleiben musst.
Mehr Informationen
Wenn du und deine Eltern mehr über Neurodermitis allgemein, schulmedizinische oder alternative Therapien, Ernährung, Hausstaubmilben, Informationen für Lehrer, Literatur, Hausmittel, Selbsthilfegruppen usw. erfahren wollen, kannst du uns immer ansprechen ansprechen: www.neurodermitis-bund.de