Neurodermitiker beziehungsweise Allergiker und Haustiere – zu diesem Thema gibt es die unterschiedlichsten Meinungen und Sichtweisen.
Im hautfreund, dem Vereinsmagazin vom Deutschen Neurodermitis Bund e.V., berichtete ein Neurodermitker seine Ansichten zum Thema:

Haustiere

Es wird allgemein die Meinung vertreten, dass Haustiere – hier vor allem Hunde und Katzen – in Haushalten von Allergikern nichts zu suchen haben, er liest aber auch von einer völlig gegensätzlichen Sichtweise, wonach Allergien nicht nur zu-, sondern auch abnehmen, nämlich dann, wenn Kinder sehr früh eng und oft mit Hund und Katze zusammen sind.

Amerikanische Wissenschaftler fanden vor vielen Jahren einmal in einer Studie mit 500 Kindern heraus, dass Haustiere das Risiko für eine Allergie um mehr als fünfzig Prozent senken können. Bei entsprechenden Allergietests mit Hunde- und Katzenhaaren reagierte ein Drittel der Kinder ohne Haustiere allergisch. Hatten die Kinder zwei oder mehr Vierbeiner zu Hause, zeigten nur fünfzehn Prozent eine allergische Hautreaktion.
Bislang dachte man, Haustiere fördern eher eine Allergieneigung. Offenbar ist es jedoch vielmehr so, dass bestimmte Tiersubstanzen für das Immunsystem der Kleinen wie ein Anti-Allergie-Training wirken.

Diese These wird auch gewissermassen durch eine Untersuchung der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) bestätigt, wonach Kinder, die ihre ersten Lebensjahre in zu sauberen, fast sterilen Wohnungen verbringen, ein deutlich höheres Risiko für eine Allergie-Erkrankung haben. Auch eine Studie der MHH zu Neurodermitis bei Vorschulkindern stützt diese Vermutung: „In wohlhabenden Vierteln lag die Quote dieser Erkrankungen bei etwa 25 Prozent, in ärmeren Stadtgebieten lag sie nur bei vier Prozent.“

Selbstverständlich möchten wir nicht die These aufstellen, dass Haustiere grundsätzlich gut für Allergiker sind. Aber man sollte – wie die Forschungsergebnisse zeigen – auch nicht in eine unnötige Hysterie verfallen. Schliesslich gibt es ja auch immer noch die Möglichkeit, spezielle Allergietests mit den vorhandenen Haustieren durchzuführen.

Man sollte darüber hinaus nämlich bei all diesen Untersuchungen auch nicht die Psyche ausser Acht lassen. Und gerade für Kinder würde es eine starke psychische Belastung bedeuten, wenn sie auf ihren geliebten Spielkameraden verzichten müssten. Dies kann wiederum einen negativen Einfluss auf ihren Krankheitsverlauf nehmen.

Man sollte in jedem Einzelfall unter Berücksichtigung der oben genannten Gesichtspunkte und Einbeziehung aller Beteiligten das Für und Wider eines Haustieres prüfen, um dann – die hoffentlich richtige – Entscheidung zu treffen.

Fragen & Antworten

Hier ein paar Anworten aus Sicht eines Dermatologen: Priv.-Doz. Dr. med. Wolf Nürnberg hatte einmal Fragen zu dem Thema auch im Migliedermagazin hautfreund vom Deutschen Neurodermitis Bund e.V. beantwortet.

Frage: Ein Jugendlicher ist seit zehn Jahren nur noch sehr gering von Neurodermitis betroffen. Er möchte sich jetzt gerne einen Hund anschaffen und fragt, ob man gezielt testen kann, ob ein Hund problemlos für ihn sein wird und ob die Möglichkeit besteht, eventuell eine Desensibilisierung durchführen zu lassen.

Antwort: Gegenwärtig ist es nur möglich, mit den entsprechenden Tests eine aktuelle Allergie auszuschließen oder zu bestätigen.
Ob in Zukunft Haustiere vertragen werden, hängt von vielen Faktoren ab, die sehr individuell und daher nicht testfähig sind. Generell wird bei Neurodermitis-Patienten abgeraten, Haustiere zu halten. Insbesondere betrifft dieses Katzen und Nager.

Auch können Neurodermitis-Betroffene Allergien gegen Hunde entwickeln, wobei langhaarige Hunde (z. B. Collie) häufiger Allergien auslösen als kurzhaarige. Kommt es zum Auftreten von Allergien, so wird man mit Betroffenen als erste Maßnahme die Abschaffung des Hundes empfehlen. Eine Indikation zu einer Hyposensibilisierung ergibt sich nicht, da die Hyposensibilisierung auch gesundheitliche Risiken bei fortdauerndem Allergen-, hier Hundekontakt beinhalten würde. Entsprechend ist dringend zu raten, nicht das Risiko einer Hundeallergisierung einzugehen.

Fazit: Allergietestungen können nur den Zustand zum Zeitpunkt der Testung charakterisieren.
Schaffe Dir bei vorhandenem Allergierisiko bitte kein Haustier an, im Falle des Auftretens einer Allergie fällt eine Trennung von dem liebgewordenen Haustier umso schwerer.